Theorie:

Kennzahlen dienen zur Unternehmensanalyse. Es handelt sich dabei um Gegenüberstellungen bestimmter Größen innerhalb der Bilanz, aber auch Vergleiche von Werten der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (siehe Kapitel 7: Grundlagen der Buchhaltung).

Kennzahlen geben Auskunft darüber, ob die wichtigsten Ziele eines Unternehmens erreicht worden sind. Aus ihnen lässt sich ablesen, wie ein Unternehmen finanziert ist und ob es liquide, rentabel und produktiv ist.  
 
Es ist sehr wichtig, die Kennzahlen eines Unternehmens zu kennen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Weiters sind Kennzahlen von Bedeutung für Kreditgebende, Liefernde, Mitarbeitende, usw.
 
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Abb. 1: Kann ein Unternehmen im Wettbewerb bestehen? Kennzahlen geben Auskunft darüber.
  

Man unterscheidet zwischen Kennzahlen der Bilanz und Kennzahlen der Gewinn und Verlustrechnung. Die Kennzahlen der Bilanz geben Auskunft über die Art der Finanzierung eines Unternehmens (Finanzierungskennzahlen) und die Liquidität eines Unternehmens (Liquiditätskennzahlen), die Kennzahlen der Gewinn und Verlustrechnung geben Auskunft über die Produktivität und Rentabilität eines Unternehmens (Rentabilitätskennzahlen). 

Kennzahlen der Bilanz

FINANZIERUNGSKENNZAHLEN: Eigenkapitalquote und Fremdkapitalquote

Die Eigenkapitalquote wird auch als Grad der finanziellen Unabhängigkeit bezeichnet.
Sie gibt an, zu welchem Teil das Gesamtkapital (Gesamtvermögen) aus eigenen Mitteln finanziert worden ist. Die Kennzahl drückt aus, wie viele Prozent des Gesamtkapitals dem Unternehmen gehören.

Diese Kennzahl ist für die Kreditwürdigkeit (Bonität) eines Unternehmens sehr wichtig. Je höher die Eigenkapitalquote ist, desto besser ist die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Ist die Eigenkapitalquote eher gering, bedeutet dies, dass das Unternehmen zu einem großen Teil durch Fremdkapital finanziert wird. 
\(Eigenkapitalquote = \frac{Eigenkapital}{Gesamtkapital}\cdot 100 \%\)

Die Fremdkapitalquote wird auch als Verschuldungsgrad bezeichnet und gibt an, zu welchem Teil das Gesamtkapital (Gesamtvermögen) durch Fremdkapital finanziert worden ist. Je niedriger die Fremdkapitalquote ist, desto besser ist die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.
\(Fremdkapitalquote = \frac{Fremdkapital}{Gesamtkapital}\cdot 100 \%\)


 LIQUIDITÄTSKENNZAHLEN

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Abb. 2: Liquiditätskennzahlen geben Auskunft darüber, ob das Unternehmen "flüssig" ist, und damit auch, ob sein Bestand gesichert ist.
 
Liquidität bedeutet, dass ein Unternehmen jederzeit seinen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachkommen kann. Wenn ein Unternehmen seine Rechnungen nicht fristgerecht bezahlen kann, so kommt es zu einem Liquiditätsengpass, der den Bestand eines Unternehmens gefährden kann (Insolvenz).
Bei einem Liquiditätsengpass sind die liquiden Mittel niedriger als die kurzfristigen Verbindlichkeiten.
 
Unter liquiden Mitteln versteht man die Barmittel (sofort verfügbare Zahlungsmittel) eines Unternehmens. In einem Unternehmen sollte immer darauf geachtet werden, dass genügend liquide Mittel zur Verfügung stehen. Sind nicht genügend liquide Mittel vorhanden und kommt es daher zu einem Liquiditätsengpass, so muss das Unternehmen versuchen z.B. durch Streckung von Zahlungsfristen wieder liquide zu werden bzw. zusätzliche Finanzierungsquellen zu erschließen.
  
Liquiditätskennzahlen geben daher Auskunft darüber, ob der Bestand eines Unternehmens gesichert bzw. ob das Unternehmen liquide („flüssig") ist. 
  
Eine wichtige betriebswirtschaftliche Regel lautet: Liquidität geht vor Rentabiltiät

Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung

Diese Kennzahlen geben darüber Auskunft wie produktiv und rentabel ein Unternehmen gewirtschaftet hat. Zu diesen Kennzahlen zählen die Wirtschaftlichkeit, die Produktivität und die Rentabilitätskennzahlen sowie der Cash flow.

 

WIRTSCHAFTLICHKEIT

Jedes Unternehmen muss sich die Frage stellen, wie wirtschaftlich es im Vergleich zu anderen Unternehmen ist und ob es im Wettbewerb bestehen kann. Der Begriff der Wirtschaftlichkeit ist jenem der Produktivität ähnlich, bezieht sich aber mehr auf den finanziellen Charakter eines Unternehmens.

 

PRODUKTIVITÄT

Anhand der Produktivität eines Unternehmens kann man erkennen, wie wettbewerbsfähig es ist. Es soll mit möglichst wenig Einsatz (Input) an Mitteln ein möglichst hoher Ausstoß (Output) erzielt werden. Entscheidend ist immer der Vergleich mit der Konkurrenz. Ob ein Unternehmen im Wettbewerb bestehen kann, hängt davon ab, wie produktiv es im Vergleich zu anderen Unternehmen ist. Ist die Produktivität des eigenen Unternehmens schlechter als die der Mitbewerbenden, wird es schwer sein, gegen diese am Markt bestehen zu können.

\(Produktivität = \frac{Output}{Input}\)
 (möglichst hoher Wert wird angestrebt)
oder \(\frac{Input}{Output}\)
 
(möglichst niedriger Wert wird angestrebt).
 
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Abb. 3: Anhand der Produktivität kann man erkennen, wie wettbewerbsfähig ein Unternehmen ist.

RENTABILITÄTSKENNZAHLEN

Diese geben darüber Auskunft, ob es sich auszahlt, ein Unternehmen zu betreiben, also ob es rentabel ist. Der Gewinn als eingesetzte Größe allein hat nur wenig Aussagekraft, er gibt nur die Differenz zwischen den Erträgen und den Aufwendungen einer Rechnungsperiode wieder. Erst wenn man den Gewinn in Bezug zu anderen Größen setzt (beispielsweise Eigenkapital, Gesamtkapital, Umsatz), kann man erkennen, ob ein Unternehmen rentabel ist.

Eigenkapitalrentabilität: Hier wird der Gewinn im Verhältnis zum Eigenkapital gesehen, d.h. es wird ermittelt, mit wie viel Eigenkapital ein bestimmter Gewinn erwirtschaftet wurde. Man kann bei dieser Kennzahl von der Verzinsung des eigenen eingesetzten Kapitals sprechen, sie dient zum Vergleich mit anderen alternativen Veranlagungsformen, wie zum Beispiel Sparbuchzinsen.

Die Eigenkapitalrentabilität sollte dabei deutlich über dem Zinssatz alternativer Anlageformen liegen, da es sich bei Unternehmensbeteiligungen um Risikokapital handelt.
\(Eigenkapitalrentabilität = \frac{Gewinn}{Eigenkapital}\cdot 100 \%\)

Gesamtkapitalrentabilität: Darunter versteht man die Verzinsung des in einem Unternehmen eingesetzten gesamten Kapitals. Je höher die Gesamtkapitalrentabilität, desto besser wurde mit dem zur Verfügung stehenden Kapital gewirtschaftet. Die Gesamtkapitalrentabilität sollte langfristig über den Kosten des Fremdkapitals liegen.
\(Gesamtkapitalrentabilität = \frac{Gewinn}{Gesamtkapital}\cdot 100 \%\)

Umsatzrentabilität: Diese Kennzahl dient zum Vergleich mit anderen Unternehmen, meist mit Unternehmen in derselben Branche. Je höher die Umsatzrentabilität im Vergleich zu anderen vergleichbaren Unternehmen ist, desto besser wirtschaftet das Unternehmen, es hat daher eine bessere Situation im Wettbewerb.
\(Umsatzrentabilität = \frac{Gewinn}{Umsatz}\cdot 100 \%\)
 

CASH FLOW

Unter dem Cash Flow versteht man den Überschuss der Einnahmen über den tatsächlichen Ausgaben. Diese Kennzahl gibt Auskunft über die Finanz- und Ertragskraft eines Unternehmens. Sie eignet sich besser als die Eigenkapitalrentabilität (Gewinn/Eigenkapital), um die Ertragskraft eines Unternehmens darzustellen, da der Gewinn, um Steuern zu sparen, durch eine Vielzahl buchhalterischer Maßnahmen verändert werden kann.

Ist der Cash Flow eines Unternehmens positiv, so bedeutet das, dass das Unternehmen die Ausgaben des Wirtschaftsjahres (z.B. Aufwendungen für Personal, Miete, Strom, usw.) durch die Einnahmen decken konnte. Ein positiver Cash flow bedeutet aber noch lange nicht, dass dem Unternehmen in gleicher Höhe auch liquide Mittel zur Verfügung stehen.
\(Cash Flow = Erträge - bare \ Aufwendungen\)
 
   
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Abb. 4: Unter Cash Flow versteht man den Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben.

  

Quellen:
Hampl, Julia/Kassarnig, Sabine/Paradeiser, Andreas: Betriebswirtschaft & Rechnungswesen. Text- und Übungsbuch, Dr. Roland GmbH, Auflage 9/2014, Wien
https://pixabay.com/de/pferde-herde-pferd-reiten-stute-1401707/ (28.7.2016)
Quellen:
https://pixabay.com/de/wasserfall-wasserstufe-bewegung-335985/ (28.7.2016)
Bruce Alan Bennett / Shutterstock.com (22.12.2022)
https://pixabay.com/de/waage-apfel-gewichtskontrolle-1155878/ (28.7.2016)