Theorie:

Die Wirtschaftswissenschaft kennt grundsätzlich zwei gegensätzliche Modelle:
 
In der Marktwirtschaft wird das gesamte wirtschaftliche Geschehen dem freien Spiel der Kräfte auf dem Markt überlassen. Die Befürworterinnen und Befürworter dieses Modells sind der Überzeugung, dass Angebot und Nachfrage sich auf einem freien Markt von selbst einpendeln und dass der Konkurrenzkampf der Anbieterinnen und Anbieter letztlich zum Vorteil der Konsumierenden ausgehen werde, da die Anbietenden am freien Markt nur bestehen können, wenn sie die Konsumentinnen und Konsumenten mit niedrigeren Preisen und trotzdem guter Qualität für sich gewinnen.
 
Die Vertreterinnen und Vertreter der Planwirtschaft (oder Zentralverwaltungswirtschaft) hingegen meinen, dass der schrankenlose Konkurrenzkampf auf dem Markt letztlich zu einem Chaos führe, in dem die Schwächeren auf der Strecke bleiben. Es sei daher nötig, Angebot und Nachfrage zentral zu planen und auch die Preise zentral festzulegen. Deswegen wird die Planwirtschaft auch als Zentralverwaltungswirtschaft bezeichnet.
 
Heute gibt es weder die Markt- noch die Planwirtschaft in ihren reinen Formen: auch jene (vor allem westlichen) liberalen Industriestaaten, welche die Marktwirtschaft befürworten, kennen planwirtschaftliche Elemente - und die früheren sozialistisch-kommunistisch organisierten Staaten (wie z.B. die Volksrepublik China) haben in ihre Planwirtschaft längst marktwirtschaftliche Elemente eingeführt.
 
So treten allenthalben Übergangsformen auf: Wenn der Staat das freie Spiel der Kräfte auf dem Markt durch Eingriffe zugunsten der sozial Schwächeren begrenzt, spricht man von sozialer Marktwirtschaft - gibt es in einer Planwirtschaft jedoch auch marktwirtschaftliche Elemente, bezeichnet man diese Form als marktwirtschaftlichen Sozialismus.
 
Stellen wir aber nun die Modelle in ihrer reinen Form einander gegenüber.
 
Freie Marktwirtschaft
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Die Steuerung von Art, Preis und Menge der Sach- und Dienstleistungen erfolgt "automatisch" durch das freie Spiel von Angebot und Nachfrage am Markt - und damit kommt es auch zur wirksamsten Verteilung (Allokation) der Ressourcen.
 
Das Modell der freien Marktwirtschaft wurde erstmals vom schottischen Ökonom Adam Smith entwickelt. Der Staat hat dabei nur die Aufgabe, eine Rechtsordnung zu schaffen. Smith geht davon aus, dass die "Selbstorganisation" des Marktes dafür sorge, dass jeder Marktteilnehmer, auch wenn er nur seine Eigeninteressen verfolge, zum Wohl der gesamten Gesellschaft beitrage.
 
Freier Wettbewerb sei demnach das beste Steuerungsinstrument. Staatliche Eingriffe wie Subventionen oder Schutzzölle werden als Wettbewerbshemmnisse abgelehnt.

 
Kennzeichen der freien Marktwirtschaft:
 
Freihandel
Der Wirtschaftsliberalismus fordert den Abbau von Schutzzöllen und anderen Handelshemmnissen wie Abgabenlasten, Gebühren, ineffizienten und ausufernden Regulierungen - all das hemme das freie Spiel der Kräfte am Markt.
 
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Privatwirtschaft
Nach wirtschaftsliberaler Auffassung ist es nicht Aufgabe des Staates, unternehmerisch tätig zu werden. Der volkswirtschaftliche Wohlstand nehme zu, je mehr Eigentum sich in privater Hand befinde.
 
Preisniveaustabilität
Ein stabiles Preisniveau soll durch eine stabile Währung und durch einen ausgeglichenen Staatshaushalt garantiert werden. Der private Sektor sei stabil, Instabilität sei vor allem der staatlichen Geld-, Kredit- und Fiskalpolitik zuzuschreiben.
 
Wettbewerb
Um das freie Spiel der Marktkräfte zu sichern, sei es Aufgabe des Staates, die Bildung von (wettbewerbsfeindlichen) Monopolen und Kartellen zu verhindern.
 
Deregulierung
Da Überregulierung, Bürokratismus und fehlerhafte Regulierungen als die Hauptquelle für die eingeschränkte Funktionsfähigkeit von Märkten betrachtet werden, fordert der Wirtschaftsliberalismus eine Deregulierung und Liberalisierung der Wirtschaft im Sinne einer Reduzierung der Gesetze und Verordnungen.
 
Steuern
Gefordert werden niedrige Steuersätze, um den Unternehmern durch höhere Gewinnspannen bessere Anreize zu bieten - und durch eine Ausweitung der Produktion würden letztlich sogar höhere Steuereinnahmen in die Staatskasse fließen.
 
Sozial- und Arbeitspolitik
Im Bereich der Sozialsysteme schlägt der Wirtschaftsliberalismus privatwirtschaftlich organisierte Lösungen vor - anstelle der bürokratischen staatlichen Systeme. Damit soll eine effizientere Verwaltung der Mittel erreicht werden.
 
Der US-Ökonom Milton Friedman schlug eine negative Einkommensteuer vor. Danach würde das Finanzamt jedem Steuerpflichtigen, dessen Einkommen unter einem festzulegenden Minimum liegt, die Differenz überweisen. Damit soll gesichert sein, dass jeder Bürger über ein Existenzminimum verfügt, ohne beim Staat als Bittsteller auftreten zu müssen.
 
 
 
 
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 11, Dr. Roland GmbH, Auflage 12/2015, Wien
https://pixabay.com/de/geschäft-lager-finanzen-markt-1730089/ (17.11.2016)
https://pixabay.com/de/geschäft-globale-wirtschaft-handel-1676138/ (17.11.2016)