Theorie:

Push- und Pullfaktoren sind die Hauptfaktoren für die zunehmende weltweite Urbanisierung. Push- Faktoren bewirken Abwanderung - Pull-Faktoren bewirken Zuwanderung.
 
Der Push-Faktor verursacht als abstoßender Faktor (schlechte Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen) Abwanderung vom Land in die Stadt. Zudem ersetzt die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschat die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen wie Traktoren, Mähdrescher etc. Die Folge sind steigende Arbeitslosigkeit und Abwanderung in die Stadt, um hier einen Arbeitsplatz zu finden.
 
Der Pull-Faktor bewirkt als anziehende Kraft (gute Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsbedingungen) Zuwanderung in die Stadt. Eine Verstärkung dieser Zuwanderung wird durch Agglomerationsvorteile der Stadt verursacht - gerade diese Vorteile sind die stärksten Pull-Faktoren.
 
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Abb. 1: Gründer für die Abwanderung vom Land in die Stadt
 
Die wirkungsvollsten Pull-Faktoren von Städten
  • Größerer Arbeitsmarkt
  • Reicheres Warenangebot
  • Größerer Absatzmarkt für Produzierende
  • Geringere Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz, dadurch Zeit- und Kostenersparnis
  • Viele Möglichkeiten für Weiterbildung
  • Mannigfaltige Einkaufsmöglichkeiten
  • Großes Angebot an Dienstleistungsbetrieben
  • Großes Freizeitangebot
  • Die Anonymität der Großstadt eröffnet mehr Freiräume für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit als die "provinzielle Enge" des Landes
Folgen der Landflucht für die Abwanderungsgebiete sind Überalterung der Landbevölkerung, Umsatzeinbußen aufgrund geringeren Umsatzes im Einzelhandel, der Zusammenbruch der Nahversorgung aufgrund der Absatzrückgänge und die verminderten Ausgaben für die ländliche Infrastruktur aufgrund der geringeren Steuereinnahmen der Gemeinden.
 
Folgen der Landflucht für die Zuzugsgebiete
  • Der Bevölkerungszuwachs in der Stadt bewirkt eine größere Nachfrage an Gütern und Dienstleistungen, dadurch steigen die Preise.
  • Unternehmer können aufgrund des großen Arbeitskräftepotentials die Löhne drücken.
  • Durch die größere Nachfrage an Wohnungen kann eine Wohnungsknappheit entstehen; dies bewirkt das Steigen der Mieten
  • Durch die größere Siedlungsdichte entstehen Verkehrsprobleme und Umweltbelastung
Infolge der negativen Entwicklung in den Städten kann eine umgekehrte Wanderungsbewegung stattfinden - nämlich die Stadtflucht. Diese führt zu einer "Suburbanisierung": Die Bevölkerung der Großstadt sucht im Umland bessere Lebens- und Wohnverhältnisse, womit dann auch ein Teil des Freizeitbereiches aus den Großstädten in die Umgebung verlagert wird, wo auch die Bodenpreise noch günstiger sind. Allerdings haben in den letzten Jahren Teile der Oberschicht wieder die Stadtzentren als attraktives Wohngebiet entdeckt.
 
Urbanisierung in den Entwicklungsländern
 
Die Verstädterung ist heute in den Entwicklungsländern bereits viel stärker ausgeprägt als in den Industriestaaten.
 
Push-Faktoren in ländlichen Gebieten in Entwicklungsländern
 
  • Sehr hohe Geburtenrate der ländlichen Bevölkerung - viele Familien können sich daher nicht mehr versorgen
  • Ökologische Verschlechterung durch Überweidung oder Bodenauslaugung, daher geringere Erträge
  • Naturkatastrophen wie Dürre, Erdbeben, Überschwemmungen, Wirbelstürme etc.
  • Ausbeutung der Landbevölkerung durch Großgrundbesitzende - diese verwenden Gewinne nicht für Investitionen in Maschinen sondern kaufen noch mehr Land und verdrängen somit die Landbevölkerung
  • Mangelde Infrakstruktur durch schlechte Verkehrsverbindungen
  • Schlechte medizinische Versorgung
  • Kaum Bildungseinrichtungen
     
    Pull-Faktoren der Städte in Entwicklungsländern
    Oft wird aber die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz und ein gutes Gehalt enttäuscht, da es in der Stadt häufig nur Gelegenheitsarbeiten gibt. Arbeitslosigkeit ohne staatliche Unterstützung, Kriminalität, Prostitution, Verelendung und soziale Spannungen folgen. Als weitere Folge bilden sich Slums am Rande der Stadt.
  • In den großen Ballungsräumen der Entwicklungsländer sind bis zu 70% der arbeitsfähigen Bevölkerung ohne feste Arbeit und suchen im Sinne einer "Überlebensökonomie" Arbeit im "informellen Sektor", etwa durch Schuhe- oder Fensterputzen, Müllsammeln Rikschafahren etc. Zum Lebensunterhalt müssen alle Familienmitglieder beitragen: kleine Kinder betteln, größere Kinder putzen Autoscheiben. So ist dann oft die Bandenkriminalität der letzte Ausweg, um überleben zu können.
     
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    Abb. 2: Gründe für die Landflucht
    Quellen:
     
    Abb. 1: https://portal.tirol.gv.at/lokandoweb/lib/obj_preview.php?objid=104162 (27.06.2016)
    Abb. 2: http://pub.ab-one.de/erdkunde/images/favela.gif (27.06.2016)