Theorie:

 Gendrift ist die zufällige Veränderung der Genfrequenz in einer Population.
 
Dies geschieht besonders dann, wenn eine Population aufgrund eines Fressfeindes oder einer Katastrophe stark schrumpft, oder ein kleiner Teil der Population von der Hauptpopulation getrennt wird (z. B. auf einer Insel).
Beispiel:
Nehmen wir an in der Hauptpopulation kommt ein Gen mit der Wahrscheinlichkeit von \(50\) % vor - also die Hälfte der Individuen besitzen diese Genvariante. Wenn nun die Population auf \(10\) Individuen zusammenschrumpft, dann kann es passieren, dass zufällig nur \(2\) Individuen (also \(20\) % der Population) das betreffende Gen haben. Die Genfrequenz hat sich von \(50\) % auf \(20\) % verändert. Man spricht von Gendrift. Das Zusammenschrumpfen der Population wird auch als "Flaschenhalseffekt" bezeichnet. Wenn nur wenige Individuen eine neue Population aufbauen, dann spricht man vom "Gründereffekt".
 
Der Genfluss ist die Zu- oder Abwanderung von Genen in Populationen.
Wenn mehrere Teilpopulationen voneinander räumlich getrennt sind, dann können sich durch diese Trennung neue Genvarianten entwickeln. Durch Wanderungen zwischen den Teilpopulationen werden diese Genvarianten neu verteilt. Kommt es lange Zeit zwischen zwei Teilpopulationen einer Art zu keinem Genfluss, so können neue Arten entstehen (Artbildung durch Isolation).
Die sexuelle Selektion ist eine besondere Form der natürlichen Selektion. Der Selektionsfaktor der sexuellen Selektion ist der Sexualpartner.
In der Natur suchen meist die Weibchen ihre Partner aus. Das liegt daran, dass die Weibchen meistens mehr Energie und Zeit in den Nachwuchs investieren. Sie haben daher mehr zu verlieren und müssen sich den Partner genau aussuchen. Die Männchen müssen umgekehrt um die Weibchen balzen. Sie zeigen durch ein auffälliges Balzkleid, Balzverhalten oder Revierkämpfe, dass sie für das Überleben besonders günstige Merkmale haben, die sie ihrerseits an den Nachwuchs vererben. Sie signalisieren, dass sie besonders gesunde Töchter zeugen können und Söhne, die ihrerseits wieder von Weibchen als attraktiv empfunden werden. Die sexuelle Selektion führt dazu, dass die Männchen oft ein auffälliges Äußeres haben, während die Weibchen meist Tarnfarben aufweisen. Diesen Geschlechterunterschied nennt man "Sexualdimorphismus".
Beispiel:
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Abb. 1
 
Der Pfau signalisiert: "Ich bin so gesund und stark, dass ich es mir leisten kann von Raubtieren früh entdeckt zu werden. Ich kann trotz meiner langen Schwanzfedern auf einen Baum flüchten."

 
Wichtig!
Gendrift, Genfluss und sexuelle Selektion sind Spezialfälle in der Evolution.
 
Quellen:
Ruso, Bernhart. 2011. BIOLOGIE. Skriptum. Wien: Dr. Roland GmbH, 2011. 3.Auflage
Abbildung 1: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blauer_Pfau_Rad.JPG (Magnus Manske, 20.07.2016)