Theorie:

Das Modell des demographischen Übergangs
Anhand des Modells des demographischen Übergangs wird die modellhafte Erklärung der Veränderung von Bevölkerungszahl und -zusammensetzung von Staaten bzw. Gesellschaften im historischen Verlauf beschrieben. Die Bevölkerungsschere beschreibt die Entwicklung von Geburten- und Sterberaten anhand des Modells des 'demographischen Übergangs'.
 
Die Bevölkerungsschere öffnet sich zunächst beim Absinken der Sterbeziffer. Da die Geburtenrate zunächst hoch bleibt, wächst die Bevölkerung in dieser Phase. Fällt jedoch die Geburtenrate schließt sich die Bevölkerungsschere wieder.
 
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Abb. 1 Demographischer Übergang
 
Wie bereits erwähnt gestaltet sich das Bevölkerungswachstum in den Industriestaaten sehr unterschiedlich im Vergleich zum Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern. Daher wird eine hohe Abhängigkeit zwischen dem Bevölkerungswachstum eines Gebietes und den sozioökonomischen (gesellschaftlich-wirtschaftlichen) Gegebenheiten vermutet.
 
Diese Abhängigkeit der Bevölkerungsentwicklung von der vorherrschenden Wirtschaftsform wird durch das Verlaufsmodell des demographischen Übergangs dargestellt. Dieses Modell lässt sich in fünf Phasen unterscheiden:
 
  1. vorindustrielle Phase: hohe Geburtenziffer (Kinder als Altersvorsorge) und hohe Sterbeziffer - daher kleine Wachstumsrate
  2. beginnende Industrialisierung: weiterhin hohe Geburtenziffer und, aufgrund des medizinischen Fortschritts, stark sinkende Sterbeziffer - daher ansteigende Wachstumsrate
  3. industrielle Phase: stark sinkende Geburtenziffer (Kinder werden eher als Belastung denn als Altersvorsorge gesehen) und nur noch leicht abnehmende Sterbeziffer - abnehmende Wachstumsrate
  4. spätindustrielle Phase: niedrige Geburtenziffer bei hoher Lebenserwartung - niedrige Wachstumsrate
  5. nachindustrielle Phase: weiterer Rückgang der Geburtenziffer bei niedriger Sterbeziffer - teilweise kommt es sogar zu einem negativen Wachstum
Fachleute nehmen an, dass alle Gesellschaften bei ihrer Bevölkerungsentwicklung gesetzmäßig dem Modell des demographischen Übergangs folgen werden.
 
Beispiel Industrieländer
Bis in die Neuzeit befanden sich die heutigen Industrieländer in Phase 1. Im 18. und 19. Jahrhundert gelangten diese Staaten aufgrund des medizinischen Fortschritts größtenteils in die Phasen zwei und drei. Heute können die Industriestaaten ausschließlich in Phase fünf gefunden werden - sie weisen geringe oder sogar negative Wachstumsraten auf. Die Veränderung in der generativen (zeugungsmäßigen) Verhaltensweise kann vor allem auf den Verstädterungsprozess, den erhöhten Lebensstandard, erhöhte Komfortwünsche und die steigende Berufstätigkeit der Frauen zurückgeführt werden.
 
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Abb. 2 Immer mehr Frauen in den Industriestaaten entscheiden sich für eine Karriere und gegen Kinder
 
Beispiel Entwicklungsländer
Der Großteil der Entwicklungsländer befindet sich heute noch in Phase zwei oder drei. Durch Verbesserungen im sanitären und hygienischen Bereich kam es zu einem Rückgang der Sterbeziffern und einer erhöhten durchschnittlichen Lebenserwartung. Gleichzeitig blieben die Geburtsziffern hoch weil die Bevölkerung ihre alten, generativen Verhaltensweisen noch nicht geändert hat - Kinder werden als zusätzliche Arbeitskräfte begrüßt und werden als Altersvorsorge gesehen.
 
Das Modell des demographischen Übergangs scheint also den Realitäten zu entsprechen!
 
Die Staaten der Ersten Welt haben tatsächlich alle fünf Phasen des Modells des demographischen Übergangs hinter sich gebracht während die Entwicklungsländer sich zur Zeit noch in Phase zwei oder drei befinden. Es gibt jedoch einige Anzeichen dafür, dass die auch in der weiteren Bevölkerungsentwicklung den modernen Industriestaaten folgen werden.
 
Quellen:
Abb. 1 http://burkina.at/Altersaufbau_einer_Bevölkerung (03.05.2016)