Theorie:

Man spricht von multiplen Allelen, wenn ein Gen in mehr als zwei Varianten (Allelen) vorkommt.
 
Achtung! Bei den Kreuzungsversuchen hat Mendel Merkmale untersucht, die auf zwei Allelen beruhen. Auch wenn es bei einem intermediären Erbgang drei Merkmalsvarianten gibt (z. B. Blütenfarbe: rot, rosa und weiß.), so handelt es sich dennoch nicht um multiple Allele, weil nur zwei Allele des Gens (in diesem Fall rot und weiß) vorliegen.
 
Multiple Allele kommen in der Natur wesentlich häufiger vor als nur zwei Varianten eines Gens. Die Vererbungsregeln sind also auch aus diesem Grund eher als Spezialfall zu sehen.
 
Ein Beispiel für multiple Allele beim Menschen sind die Blutgruppen. Die Blutgruppen werden nach den Oberflächenproteinen der roten Blutkörperchen eingeteilt. Es gibt drei verschiedenen Allele, die für diese Oberflächenproteine kodieren: IA, IB und i, wobei "i" rezessiv ist und ein neutrales Protein produziert. IA und IB werden beide dominant vererbt und folgen einem kodominanten Erbgang. Wenn die beiden letztgenannten zugleich vererbt werden liegen sie kodominant vor, d.h. sie werden beide in gleichem Maße ausgeprägt - die roten Blutkörperchen weisen sowohl A- als auch B-Oberflächenproteine auf. 
 
Durch die drei Allele entstehen nun vier Phänotypen, nämlich A,B, AB und 0 - man spricht vom AB0-System der Blutgruppen. Die Tabelle zeigt, welche Genotypen zu welchen Phänotypen führen:
 
abb40.jpg
 
Zusatz: Das Immunsystem greift die Oberflächenproteine der eigenen Blutkörperchen nicht an. Gegen nicht körpereigene Oberflächenproteine produziert es allerdings Antikörper. Enthält eine Bluttransfusion rote Blutkörperchen mit nicht körpereigenen Oberflächenproteinen, dann verklumpen die Antikörper des eigenen Immunsystems mit den fremden Oberflächenproteinen.
 
Wichtig!
Die Vererbung der Blutgruppen folgt einem kodominanten Erbgang. Dabei sind die Allele IA & IB kodominant, während das Allel "i" rezessiv vererbt wird.
Quellen:
Ruso, Bernhart. 2011. BIOLOGIE. Skriptum. Wien: Dr. Roland GmbH, 2011. 3.Auflage
Campbell/Reece: Biologie, 6. Auflage 2004