Theorie:

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Friedrich Gottlieb Klopstock,
Gemälde von Jens Juel, 1779
  
 
Friedrich Gottlieb Klopstock(1724-1803) stammte aus Quedlinburg im Harz, studierte in Jena und Leipzig. Schon früh wurde er durch die ersten drei Gesänge des "Messias" berühmt. Er stand in Verbindung mit Bodmer und Breitinger, mit den "Bremer Beiträgern" und mit dem "Göttinger Hainbund". Klopstock lebte jahrelang in Kopenhagen und starb in Hamburg.
 
1. Epische Dichtung

Klopstocks Haupt- und Lebenswerk ist
"Der Messias"
 
Dieses Versepos in Hexametern besteht aus zwanzig Gesängen und wurde im Verlauf von fünfundzwanzig Jahren nach und nach veröffentlicht. Es erregte ungeheure Begeisterung. Die Anregung zu diesem Werk empfing Klopstock durch Bodmers Übersetzung von Miltons Epos "Das verlorene Paradies", zu dem er mit der Erlösungsgeschichte gleichsam ein Gegenstück oder eine Fortsetzung schaffen wollte. Nach zwei einleitenden Gesängen (Himmel und Hölle) beginnt die Darstellung der Passion mit der Ölbergszene. Der zehnte Gesang enthält den Tod Jesu Christi; es folgen die Erscheinungen des verklärten Erlösers, die Bekehrung des reuigen Teufels Abbadona und die Erhöhung des Heilandes zur Rechten Gott Vaters.
 
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Der Messias, Ausgabe 1749
 
Das Epos ist reich an lyrischen Stellen, denen gegenüber die Handlung oft zurücktritt. Der Gefühlsreichtum erinnert an die Barockdichtung. Durch den "Messias" wurde der Hexameter als epischer Vers auch im Deutschen heimisch (Goethe: Hermann und Dorothea; Gerhart Hauptmann: Till Eulenspiegel; Anton Wildgans: Kirbisch).

  
2. Lyrik

Klopstocks Oden:

Unter Ode (griechisch: "Lied") versteht man ein feierliches, getragenes, pathetisches Gedicht über einen erhabenen Gegenstand. Dementsprechend unterscheidet man Liebes-, Freundschafts-, vaterländische, religiöse und politische Oden. Freie Rhythmen sind bei Klopstock häufig und auch sonst die metrische Form der Ode.
 
Zu den bekanntesten Oden Klopstocks gehören:

Liebesoden: 
  • "An Fanny": ewige Vereinigung mit der Geliebten nach dem Tod;
  • "An Cidli": an Klopstocks spätere Gattin Meta Moller;

Freundschaftsoden: 
  •  "An dem Zürchersee": Pflege edler Geselligkeit in der prachtvollen Natur;
  • "Die frühen Gräber": elegische Erinnerung an die verstorbenen Freunde;
 
vaterländische Oden:
  • "Mein Vaterland": Deutschland möge gegen das Ausland nicht allzu gerecht sein, da dieses nicht gleich edel denke;
  • "Die beiden Musen": Wettlauf der "britannischen" mit der deutschen Muse;
 
religiöse Oden:  
  • "Die Frühlingsfeier": Preis der Herrlichkeit Gottes in der Natur;
 
politische Oden: 
  • Alterswerke. In "Mein Irrtum" wendet er sich gegen die Französische Revolution, die er zuerst begrüßt hatte.
 
Naturoden: 
  • "Der Hügel und der Hain" (Nach ihr benannte sich die Dichtergruppe Göttinger Hainbund.)
Beispiel:
Als Stilprobefolge der Anfang des "Zürchersees":
 
Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht,
Auf die Fluren verstreut; schöner ein froh Gesicht,
Das den großen Gedanken
Deiner Schöpfung noch einmal denkt.

Von des schimmernden Sees Traubengestaden her,
Oder flohest du schon wieder zum Himmel auf,
Komm in rotendem Strahle
Auf dem Flügel der Abendluft,
  
Komm und lehre mein Lied jugendlich heiter sein,
Süße Freude, wie du! gleich dem beseelteren
Schnellen Jauchzen des Jünglings,
Sanft, der fühlenden Fanny gleich.

3. Dramen

a) biblische Dramen: "Der Tod Adams"
b) nationale Dramen: Trilogie über Hermann den Cherusker (1. Hermanns Schlacht, 2.
Hermann und die Fürsten, 3. Hermanns Tod); diese werden Bardiete (= Bardendichtung)
genannt.

Eine Utopie stellt sein Alterswerk "Die deutsche Gelehrtenrepublik" dar, in der er Gelehrten und Künstlern eine maßgebende Stellung im Staate zuweist (Prosa).
 
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): DEUTSCH. Lehrbrief 13, Dr. Roland GmbH, Auflage 08/2015, Wien
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friedrich_Gottlieb_Klopstock_1.jpg, 01.06.2016
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bild-Klopstock-Messias.jpg, 24.06.2016