Theorie:

Natürliche Selektion (Selektion = Auswahl) bedeutet, dass nicht alle Nachkommen einer Generation überleben und selbst Nachkommen haben. Die Wahrscheinlichkeit zu überleben und Nachkommen zu haben wird dabei von den Merkmalen und nicht von den Genen bestimmt. Die Umweltfaktoren, die dazu führen, dass ein Organismus überlebt und ein anderer nicht werden Selektionsfaktoren genannt. Als Selektionsfaktoren kommen unbelebte Faktoren (Temperatur, Feuchtigkeit usw.) und belebte Faktoren (Nahrungsbeziehungen, Konkurrenz, Fortpflanzungsbeziehungen usw.) in Frage. Die Stärke des Ausleseprozesses durch Selektionsfaktoren wird Selektionsdruck genannt.
 
Drei Grundvoraussetzungen müssen gegeben sein, damit es zu Selektion kommen kann
  • Ressourcenknappheit: die lebensnotwendigen Ressourcen (Nahrung, Wasser, Brutplätze, Sexualpartner etc.) dürfen nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Andernfalls würden alle Nachkommen überleben können und es käme zu keiner Selektion. Da ein Ökosystem ein begrenztes System ist, ist Ressourcenknappheit meistens gegeben. Nur kurzfristig kann es Phasen des Ressourcenüberschusses geben; allerdings wird durch den Populationsanstieg die Ressourcenknappheit innerhalb weniger Generationen wieder hergestellt.
  • Nachkommensüberschuss: Es müssen mehr Nachkommen produziert werden, als für den Erhalt der Population notwendig wären (d. h. mehr als zwei Nachkommen pro Paar). Ansonsten würde durch die Selektion die Population zusammenbrechen.
  • Variation der Nachkommen: Die Nachkommen müssen sich in ihren Merkmalen unterscheiden. Wenn alle Nachkommen gleich wären, dann könnten durch die natürliche Selektion nicht jene ausgewählt werden, deren Merkmale an die Umwelt am besten angepasst sind. Die Variation der Nachkommen wird in der Natur durch Mutation und Rekombination (Neukombination der Gene) sichergestellt.
  
Die natürliche Selektion ist ein Rückkopplungsprozess, der zu einer Anpassung führt:
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Wichtig!
Ressourcenknappheit, Nachkommensüberschuss und Variation sind die Voraussetzungen für die natürliche Selektion.
 
Quellen:
Ruso, Bernhart. 2011. BIOLOGIE. Skriptum. Wien: Dr. Roland GmbH, 2011. 3.Auflage