Theorie:

Die neue Kunst
Die gesellschaftshistorischen Umwälzungen wie auch die Paradigmen der Wissenschaft prägten die Kunst der Zeit.
Die bildende Kunst
Diese trug zuerst den Zeitverhältnissen Rechnung. Die herrschende Lehre, dass der Mensch von der Natur völlig abhängig sei, zeigte sich hier folgendermaßen:
 
 
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Claude Monet: Klatschmohn
  • Edouard Manet und Claude Monet wollten die Dinge so wiedergeben, wie sie ihnen in einem bestimmten Augenblick erschienen (Impressionismus). Dafür verließen sie ihre Ateliers und malten direkt in der Natur.
  • Das erforderte auch eine neue Technik: anstelle der scharfen Zeichnungen traten breite Pinselstriche, Flecken und Punkte, denn im vollen Sonnenlicht verschwimmen die Umrisse.
  • Die abgebildeten Gestalten verschmolzen mit ihrem landschaftlichen Hintergrund und dem sie umgebenden Licht.
  • Arbeiter, Arme und Notleidende wurden die neuen Lieblingsgestalten. Auch hier musste der Individualismus weichen, denn die Meister der neuen Zeit suchten das Charakteristische, nicht das Typische wie ihre klassischen Vorgänger.
  • Schonungslose Wahrheit statt Schönheit und Harmonie: dadurch hielt das Hässliche seinen Einzug.
Die darstellende Kunst
Sehr einschneidend, wenn auch etwas später, zeigte sich der Drang nach Wahrheit und Natürlichkeit auf dem Gebiet des Theaters. Der "Weimarer Stil", nämlich das Pathos der Klassik, wurde immer mehr verpönt, und eine wirklichkeitsnahe Darstellung entstand: Sprechtechnik und Mimik wurden dem Alltag entlehnt.
  
Auch auf dem Gebiete der Operndarstellung befreite man sich einerseits vom Belkanto (dem nur "Schönsingen"), andererseits aber auch von der Romantik und trat in der neuen veristischen Oper der Wirklichkeit näher. Die Themen wurden aus dem Alltag gegriffen, jeder Ziergesang wurde abgelehnt. Die wichtigsten Vertreter dieser neuen Richtung waren Puccini mit "La Bohème", d’Albert mit "Tie and", Mascagni mit "Cavalleria rusticana" und schließlich Richard Strauss.
 
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Plakat für die Oper "La Bohème" von Giacomo Puccini
 
Die "literarische Revolution"
 
Während die anderen Kunstarten schon früh den Anschluss an Geisteshaltung und die Weltanschauung der neuen Zeit gefunden hatten, herrschte in der Dichtkunst noch eine rührselige Romantik. Statt sich den Umwälzungen zuzuwenden, verschloss man sich, indem man seine Ideale in altertümelnder Darstellung und in Illusionen suchte, die fern der rauen Wirklichkeit standen.
 
In den Achtzigerjahren konnte sich diese wirklichkeitsabgewandte Poesie allerdings nicht mehr behaupten: im Zuge einer "literarischen Revolution" brachen junge Dichter die Brücken zur Vergangenheit und suchte Inspiration im Ausland. Zwar erschöpften sich bald die Kräfte der Revolutionäre. Aber nachdem das ausländische Vorbild nach Deutschland eingedrungen war, verknüpften einige große Meister Fremdes und Eigenes und schufen mit dem Naturalismus eine neue literarische Richtung.
 
Aufgrund der Bedeutung der ausländischen Vorbilder für den deutschen Naturalismus werden diese in den Kapiteln 6 -10 ausführlicher behandelt.
 
 
Quellen:
Schenk, I. (2015): DEUTSCH. Lehrbrief 26, Dr. Roland GmbH, 2. Auflage, Wien
https://pixabay.com/de/gemälde-claude-monet-klatschmohn-284546/ (3.5.2016)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Adolfo_Hohenstein_-_La_Bohème_1895.jpg (3.5.2016)