Theorie:

Befürchtungen und Realitäten der EU-Osterweiterung
Die Osterweiterungen (2004 und 2007) haben die Fläche der Europäischen Union um ein Drittel erhöht. Mit dieser Erweiterung waren verschiedene Befürchtungen verbunden:
  
  
BEFÜRCHTUNGEN
  
Die "alten" EU-Mitgliedsländer fürchteten, dass viele ihrer Betriebe ihre Produktion in die "neuen" Länder verlagern würden, da dort die Kosten wesentlich niedriger wären - das betraf vor allem die Lohnkosten.

Die Beitrittsländer ihrerseits befürchteten, dass in einer erweiterten Union die Märkte Osteuropas durch etablierte Produktion aus Westeuropa mitversorgt werden könnten, was ihren Aufholprozess behindern könnte.
  
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Abb. 1: Warschau - Die Beitrittsländer befürchteten, dass ihr Aufholprozess durch Produktion aus Westeuropa behindert würde.


Innerhalb der bisherigen EU befürchten besonders Deutschland und Österreich, dass sie die Hauptlast der Personenfreizügigkeit durch Zuwanderung aus den neuen Mitgliedsländern zu tragen hätten, dass also Arbeitsplätze in Deutschland und Österreich verloren gehen würden. Diese beiden Staaten erreichten, dass die Personenfreizügigkeit erst mit einer Übergangsfrist ab 1. Mai 2011 galt.

Die schon bislang peripher gelegenen Kohäsionsländer wie Spanien, Portugal, Griechenland usw. der EU befürchteten, dass sie in einer erweiterten Union in eine noch extremere Randlage geraten und dass zudem die umfangreichen EU-Strukturhilfen, die sie noch erhielten, zugunsten der neuen Mitgliedsländer umgeschichtet würden.
  
  
REALITÄTEN
  
Nur ein geringer Teil der Befürchtungen erwies sich als begründet - und es zeigte und zeigt sich, dass auch die alten Mitglieder der EU aus der Erweiterung Vorteile ziehen.

Zwar haben tatsächlich viele westliche Betriebe ihre Produktionsstätten (oder einen Teil davon) in die neuen Mitgliedsländer verlegt, doch entstanden damit auch dort Arbeitsplätze; zudem steigt damit das dortige Lohnniveau und damit die Kaufkraft, mit der die Bürgerinnen und Bürger dieser Staaten Waren aus den alten EU-Staaten einkaufen und Urlaubsreisen dorthin unternehmen können.
  
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Abb. 2: Bukarest - Durch neue Arbeitsplätze infolge des EU-Beitritts stiegen Lohnniveau und Kaufkraft in Osteuropa.


Durch den Wegfall der Zollhindernisse stiegen und steigen die Exporte der alten in die neuen EU-Staaten (und umgekehrt) - ein Vorteil, der insbesondere auch Österreich zugute kommt.

Zwar gilt die EU nach wie vor als "wirtschaftlicher Riese", aber als "politischer Zwerg", doch ist der weltweite politische Einfluss der EU durch ihre Erweiterung sicher größer geworden
  
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Raumentwicklung

EUREGIOS - grenzüberschreitende Regionalentwicklung

Die Euregios (oder Europäische Grenzregionen, EURO-Regionen) sind grenzüberschreitende Zweckverbände von Gemeinden, Städten und Krisen innerhalb der EU mit gemeinsamen Geschäftsstellen.

Sie fördern die Zusammenarbeit auf sozialem, kulturellem, wirtschaftlichem und infrastrukturellem Gebiet durch Information, Beratung, Vernetzung und Durchführung von Projekten in Grenzgebieten. Finanziert werden die Aktivitäten hauptsächlich aus Mitgliedsbeiträgen und Fördermitteln der Gemeinschaftsinitiative INTERREG II.

Mit Stand 2011 gibt es rund 200 Euregios, die folgende Ziele verfolgen:
  • Umsetzung des Europagedankens auf regionaler Ebene (Etablierung von Plattformen zum Informations- und Erfahrungsaustausch, Unterstützung grenzüberschreitender Projekte usw.)
  • Entwicklung grenzüberschreitender Regionen als Arbeits- und Lebensraum für ihre Bevölkerung durch die Stärkung des Identitätsbewusstseins, die Bereitstellung wichtiger Informationen (z.B. Bürgerservice) usw.
  • Verbesserung der Euregio als wettbewerbsfähiger Wirtschaftsraum durch die Verstärkung der wirtschaftlichen und sozialen Verflechtungen (z. B. Aufbau gemeinsamer Vermarktungskonzepten)
  • Erhöhen der Umwelt- und Lebensqualität in der Region, z. B. durch gemeinsame Aktionen im Bereich Umweltschutz und Energie usw.
  • Maßnahmen in den Bereichen Kultur (gemeinsame Veranstaltungen, kultureller Austausch usw.)
  
Europaregionen mit österreichischer Beteiligung sind u.a.:
  • Euregio Bodensee (DE, CH, FL, AT)
  • Raetia Nova Euroregion/Nova Raetia (CH, AT, IT)
  • Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino (AT, IT)
  • Europaregion Adria-Alpe-Pannonia (IT, SI, AT, HR, HU, SR)
  • CENTROPE - Europa Region Mitte (AT, CZ, SK, HU)
  
Im Grenzraum Bayern-Österreich gibt es folgende Euregios:
  
 
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Abb. 3: EUREGIOS im Grenzraum Österreich-Bayern
  
  
 
  
Quellen:
 
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 5, Dr. Roland GmbH, Auflage 12/2015, Wien
https://pixabay.com/de/warschau-nacht-polen-stadt-europa-1017468/ (02.08.2016)
https://pixabay.com/de/bukarest-vormittagsverkehr-10-00-uhr-1324333/ (02.08.2016)
EUREGIOS im Grenzraum Österreich-Bayern, online unter: http://www.interreg-bayaut.net/interreg_iv/content/programm/images/Karte_Euregios_Interreg4_web3.gif (1.8.2016)