Theorie:

Gesundheitspolitik
 
Österreich verfügt nach internationalem Standard über ein hoch entwickeltes öffentliches Gesundheitssystem, zu dem fast die gesamte Bevölkerung Zugang hat. Denn der größte Teil der Wohnbevölkerung ist entweder selbst krankenversichert oder bei einem Familienmitglied mitversichert. Finanziert wird dieses System zum größeren Teil im Umlageverfahren über eine gesetzliche (mit der Erwerbstätigkeit verpflichtend gekoppelte) Krankenversicherung.
 
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Abb. 1: Landesklinikum Horn - die öffentliche Hand trägt die meisten österreichischen Krankenhäuser.
 
Die Gesundheitspolitik konzentriert sich vor allem auf die Beeinflussung von Lebensgewohnheiten und Risikofaktoren wie Stress, Rauchen, falscher Ernährung, Mangel an körperlicher Bewegung oder Drogenmissbrauch.
 
Deutlich spürbare Auswirkungen auf das Gesundheitssystem wird in Zukunft die steigende Lebenserwartung haben. Der wachsende Anteil älterer Menschen wird aller Voraussicht nach nicht nur die Finanzierung des Gesundheitssystems erschweren, sondern auch die Anforderungen an das Gesundheits-, Medizin- und Betreuungssystem verändern (z.B. Ansteigen der Gefahr von Herz- Kreislauferkrankungen sowie zunehmender Demenz).
Der Wandel der Altersstruktur und seine Herausforderungen an die Gesellschaft
Eine Folge des Bevölkerungsrückgangs ist die (schon beschriebene) Umwandlung der Alterspyramide hin zu einer Form, die als Glocke oder - in Anspielung auf die Vergreisung der Bevölkerung - Urne oder Sarg bezeichnet wird: Eine Bevölkerungsstruktur mit immer weniger Kindern und jungen Menschen, aber mit einer zunehmenden Zahl alter Menschen. Dies hat auch soziale Folgen: Schulen und Kindergärten werden geschlossen, der Bedarf an Pflegepersonal steigt.
 
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Abb. 2: Der Anteil älterer Menschen an der österreichischen Bevölkerung wächst in Zukunft voraussichtlich stark an.
 
Nun kann eingewendet werden, dass bei schrumpfender Bevölkerung kein Wirtschaftswachstum erforderlich sei, um den Lebensstandard halten zu können, weil die Wirtschaftsleistung pro Kopf in diesem Fall steigen kann, auch wenn sie in der Summe abnimmt. Dem muss jedoch entgegengehalten werden, dass weniger die Schrumpfung als die steigende Überalterung das Problem sei. Es werde nämlich notwendig sein, den Erwerbstätigen einen immer größeren Anteil ihres Einkommens zwecks Umverteilung abzunehmen. Eine solche stärkere Belastung der jüngeren Jahrgänge könnte aber dann nicht nur die Leistungsbereitschaft untergraben, sondern auch eine Abwanderung auslösen, was diese Entwicklung (ein wahrer "Teufelskreis") weiter verstärken würde. All das könnte insbesondere für sozial schwache Menschen so einschneidende Folgen nach sich ziehen, dass es zum Erstarken extremistischer politischer Gruppen kommen könnte.
 
Quellen:
Abb. 1: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:GuentherZ_2012-07-28_0116_Horn_Landesklinikum_Waldviertel.JPG (16.08.2016)
Abb. 2: https://www.vcoe.at/news/details/vcoe-factsheet-2015-13-mobilitaet-aelterer-menschen-aendert-sich (16.08.2016)