Theorie:

Methoden der Humangenetik
Die Erkenntnisse der Klassischen Genetik und Molekulargenetik gelten natürlich auch für den Menschen.
Die Methoden der humangenetischen Forschung unterscheiden sich allerdings aus ethischen Gründen von den sonst angewandten Methoden. Beim Menschen spielen folgende Methoden eine Rolle:
  • Massenstatistische Verfahren. Dabei wird untersucht, wie oft bestimmte Merkmale oder Gensequenzen in der Population vorkommen.
  • Die Familienforschung untersucht, wie Merkmale oder Gene in einer Familie vererbt werden. Dafür werden Familienstammbäume erstellt.
  • Bei der Zwillingsforschung werden eineiige Zwillinge untersucht. Sie besitzen die gleichen Gene. Sind bestimmte Merkmale unterschiedlich, so deutet dies auf einen größeren Einfluss der Umwelt hin. Sind die Merkmale gleich, so deutet dies auf einen größeren Einfluss der Gene hin. Besonders aufschlussreich sind Fälle, bei denen die Zwillinge von verschiedenen Adoptiveltern aufgezogen wurden.
  • Mit einem Karyogramm wird Anzahl und Struktur der Chromosomen untersucht.
  • Mithilfe der DNS-Sequenzierung kann die DNS, oder Teile davon, exakt in ihrer Basenabfolge bestimmt werden.
Bei Merkmalen des Menschen wird immer wieder darüber diskutiert, wie groß der Einfluss der Gene sei. Manche meinen, alles sei durch Gene gesteuert, andere meinen, der Mensch, insbesondere sein Verhalten, sei völlig unabhängig von den Genen. Diese Diskussion wird auch "Nature-Nurture"-Diskussion (dt.: "Natur oder Förderung") genannt und steht für die Frage, ob Merkmale angeboren oder erlernt sind.
 
Es wäre ein Kompromiss zu sagen, ein Merkmal sei eben zu einem Teil angeboren und zu einem Teil erlernt. Aber auch diese Vorstellung ist so nicht haltbar.
 
Es ist vielmehr so, dass alle Merkmale als Anlage angeboren sind. Diese Anlage formt sich durch Wechselspiel mit der Umwelt zum Merkmal aus. So hat der Mensch zwar die genetische Anlage im Kindesalter eine Muttersprache zu erlernen, aber welche Sprache tatsächlich erlernt wird, ist natürlich nicht angeboren. Die Anlagen unterscheiden sich allerdings darin, wie stark sie sich durch die Umwelt verformen lassen. Man spricht dann von Umweltstabilität (z. B. Blutgruppen) oder Plastizität (z. B. Sprache) des Merkmals.
 
Viele äußerliche Merkmale des Menschen, wie z. B. Hautfarbe, Haarfarbe und Körpergröße, sind polygen (werden von mehreren Genen beeinflusst). Sie vererben sich daher nicht nach den Vererbungsregeln.
 
Die Blutgruppen sind ein Beispiel für multiple Allele. D.h. es gibt mehr als zwei Merkmalsausprägungen (Allele) für ein einzelnes Gen.
 
Nur wenige äußerliche Merkmale wie angewachsene Ohrläppchen oder ein spitzer Haaransatz an der Stirn ("Witwenspitz") beruhen auf einem einzigen Gen und verhalten sich daher nach den Vererbungsregeln.
 
Wichtig!
Auch die Merkmale des Menschen sind in den Genen angelegt. Diese Anlagen formen sich unter Einfluss der Umwelt zu Merkmalen aus.
Quellen:
 
Ruso, Bernhart. 2011. BIOLOGIE. Skriptum. Wien: Dr. Roland GmbH, 2011. 3.Auflage