Theorie:

Als arm gilt nicht nur, wer in Pappschachteln am Bahnhof übernachten muss, sondern wer am Alltagsleben nicht teilnehmen kann.
 
Die Statistik spricht von Armut und sozialer Ausgrenzung, wenn geringes Einkommen auch mit Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen verbunden ist. Als Einkommensarmutsschwelle werden 60 % des Median-Pro-Kopf-Haushaltseinkommens definiert. Die meisten Einkommen armer Menschen liegen allerdings weit darunter.
 
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Abb. 1: Das Einkommen armer Menschen liegt oft weit unter der Armutsgrenze.
 
Menschen, die in Armut leben, sind im Durchschnitt doppelt so oft krank wie nicht von Armut betroffene. Arme Kinder von heute sind die chronisch Kranken von morgen. Von Armut betroffene Menschen können sich in vielen Fällen kaum adäquate medizinische Versorgung leisten. Die Miete nicht pünktlich zahlen zu können, nicht zu wissen, wie das Geld für den Schulausflug der Kinder aufgetrieben werden kann, keinen oder einen schlecht bezahlten Job zu haben, macht Stress und führt auf Dauer zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Magenbeschwerden, Herzproblemen, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Kopfschmerzen etc.
 
Arme Menschen leben oft in Isolation. Beispielsweise kann es sich fast jeder zehnte Mensch in Österreich nicht leisten, Freundinnen und Freunde oder Verwandte einmal im Monat nach Hause zum Essen einzuladen. In Österreich haben Kinder armer Menschen eine schlechtere Chance auf eine gute Ausbildung; Armut verringert die Bildungs- und damit die Einkommenschancen der Kinder.
 
Konkret bedeutet Armut: kaum Möglichkeiten, in zentralen gesellschaftlichen Bereichen - wie Wohnen, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Sozialkontakte, kulturelles Leben, Bildung - in einem Mindestmaß teilhaben zu können. Arme Menschen haben weniger Chancen im Leben.
 
Frauenarmut in Österreich
234.000 Frauen in Österreich (6 %) sind laut jüngsten Daten der Statistik Austria arm. Eine wesentliche Ursache dafür liegt im niedrigeren Einkommen der Frauen.
Kinderarmut
100.000 Kinder und Jugendliche (5,6 %) sind eindeutig arm, d.h. neben einem geringen Einkommen des Haushalts, in dem sie leben, treten schwierigste Lebensbedingungen auf, wie: die Wohnung nicht warm halten zu können, keine unerwarteten Ausgaben tätigen zu können; 74.000 armutsgefährdete Kinder leben in äußerst beengten Verhältnissen, in überbelegten Wohnungen, haben zu wenig Platz zum Spielen und Arbeiten, keinen eigenen Schreibtisch.
 
Kinder, die in armutsgefährdeten Haushalten aufwachsen, haben ungünstigere Entwicklungsbedingungen in schulischer und beruflicher Ausbildung, in den familiären Beziehungen, Freizeit und Kontakten mit Gleichaltrigen. Diese Belastungen führen oft zu schweren Beeinträchtigungen ihres Wohlbefindens.
 
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Abb. 2: Kinder die in Armut aufwachsen haben oftmals auch mit ungünstigeren Entwicklungsbedingungen zu kämpfen.
Armut im Alter
Rund 100.000 Pensionisten und Pensionistinnen leben in ärmlichen Verhältnissen. Der Großteil davon sind Frauen. Dazu kommt das Problem, sich medizinische Versorgung sowie Pflege leisten zu können. Beide Bedürfnisse steigen mit dem Alter an.