Theorie:

Japan ist eine industrialisierte, freie Marktwirtschaft, die als eine Form des Neomerkantilismus bezeichnet wird.

Der im 16. bis 18. Jahrhundert in Europa herrschende Merkantilismus strebte nach hohen Exporten und niedrigen Importen, um mit den so entstehenden Überschüssen im (zumeist fürstlichen) Staatshaushalt stehende Heere, den wachsenden Beamtenapparat und den Bau von repräsentativen Anlagen finanzieren zu können.
 
Wirtschaftsdaten
 
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Abb. 1: Die japanische Hauptstadt Tokio
 
 
Bruttoinlandsprodukt und Export
Mit seinem Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt Japan an dritter Stelle nach den USA und China und noch vor Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Im Export liegt Japan auf Platz 4 der exportstärksten Länder hinter China, den USA und Deutschland.
 
Produktivität
Die Stärken der japanischen Wirtschaft liegen besonders im internationalen Handel und der forschungsintensiven Hochtechnologie. Aufgrund des hohen Lohnniveaus haben japanische Unternehmen schon in den 1970er Jahren begonnen, ihre Produktion auszulagern, besonders in die südostasiatischen Länder wie Singapur und Malaysia, die so zur "verlängerten Werkbank" Japans wurden.
 
Arbeitslosigkeit
Nachdem die japanische Wirtschaft über Jahrzehnte nahezu Vollbeschäftigung vorweisen konnte, wurde die Arbeitslosigkeit seit den 1990er Jahren zu einem gesellschaftlichen Problem.
 
Wirtschaftsgeschichte
Merkmale der japanischen Wirtschaft sind:
  • Enge Verflechtung von Staat und Industrie
  • Ausgeprägte Treue zur Firma bei den Mitarbeitern
  • Fokus auf Hightech
  • Der Staat legt großen Wert auf die Ausbildung
  • Durch das Erbe des 2. Weltkrieges ein vergleichsweise geringes Verteidigungsbudget
 
Diese Faktoren ermöglichten den Aufstieg Japans zu einer der wichtigsten Wirtschaftsmächte der Welt, was das Land auch heute noch ist - trotz der seit 1990 anhaltenden Deflation (fallende Preise) und Stagnation (quasi kein Wirtschaftswachstum) und enormen Staatsschulden.
 
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Abb. 2: Japan gehört zu den wichtigsten Wirtschaftwsmächten der Welt.
 
 
Nachkriegsjahre und Wirtschaftswunder
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten japanischen Großstädte mit ihren Industrieanlagen zerstört, das BIP lag nur noch auf der Hälfte des Vorkriegswerts. Die Arbeitslosigkeit war bei über 30 Prozent und wurde nur dadurch gemildert, dass viele Arbeiter zurück aufs Land gingen.

Die Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit war daher von der Planwirtschaft geprägt: ein erster Fünfjahresplan fokusssierte vor allem den Wiederaufbau der Schwerindustrie. Nach kurzer Zeit verschwand die Planwirtschaft aber wieder zugunsten einer liberaldemokratischen Politik.
 
Zwischen etwa 1960 und bis zur ersten Ökrise im Jahr 1973 kam es zu einer Boomphase der japanischen Wirtschaft mit starkem Wachstum. Durch kluge Wirtschaftspolitik, funktionierenden Wettbewerb und die Aneignung ausländischer Schlüsseltechnologien konnten internationale Marktanteile erobert werden. Auch die gut ausgebildeten und loyalen Mitarbeiter waren am Aufschwung beteiligt.
 
Ölkrise und Bubble Economy
Für einen Einbruch in der Konjuktur sorgte die erste Ölkrise 1973. Ohne eigene Erdölvorkommen war Japan besonders von den Golfstaaten abhängig. Die Regierung reagierte darauf mit einer Differenzierung der Lieferanten und einer stärkeren Hinwendung zur Atomkraft. Die 1970er Jahre blieben insgesamt eine stabile Wachstumsperiode, auch die zweite Ölkrise 1979/80 verlief sehr glimpflich.
 
Nach einem internationeln Finanzabkommen ("Plaza-Abkommen") im Jahr 1985 wertete der Yen auf, was in weiterer Folge zu einer Spekulationsblase ("Bubble Economy") am Börsen- und Immobilienmarkt führte. Viele Unternehmen investierten im Ausland, die hohen Lohnkosten wurden durch Outsourcing in südostaisatische Länder kompensiert. Japanische Banken gaben schließlich Kredite aus, die mit den enorm überbewerteten Immobilien abgesichert sein sollten. Als 1990 die Blase platzte und der Immobilien- und Aktienmarkt einbrachen, führte dies auch zu einer Bankenkrise.
 
Deflation und Schuldenproblem
Zwar wuchs die Wirtschaft auch im sogenannten "verlorenen Jahrzehnt" nach dem Platzen der Blase leicht, dennoch hängt das Land seither mehr oder weniger in Stagnation und einer Deflationsspirale fest. Eine leichte Erholung in den 2000er-Jahren wurde durch die Finanzkrise wieder revidiert.
 
Der aktuelle Premier Shinzō Abe (seit 2012) versucht mit einen Programm ("Abenomics") mit Konjunkturprogrammen, einer Geldschwemme und Deregulierung, der Wirtschaft Impulse zuverleihen - einen wirklichen Erfolg brachte das kontrovers diskutierte Programm bis dato aber noch nicht.
 
Die Staatsverschuldung Japans ist im internationalen Vergleich mittlerweile absurd hoch, sie beträgt im Jahr 2016 ca. 250 Prozent des BIP - zum Vergleich: in den USA sind es trotz des enormen Schuldenberges 107 Prozent, in Österreich ca. 86 Prozent. Weil das Land vor allem bei der eigenen Zentralbank verschuldet ist, die Zinsen niedrig sind und die Wirtschaft nach wie vor stark ist, hat das Land trotzdem keine akuten Finanzierungsprobleme.
 
Neben einem wirtschaftlichen kämpft das Land auch mit einem größer werdenden demographischen Problem (Überalterung der Gesellschaft bei äußerst geringer Zuwanderung).
  
 
Traditionelle Bereiche der japanischen Wirtschaft
 
Landwirtschaft, Fischerei
Nur ein kleiner Teil von rund 15 % der Landfläche Japans ist landwirtschaftlich nutzbar, das Inland besteht vor allem aus zerklüfteten Bergmassiven. Beim als nationales Prestigeobjekt besonders stark geförderten Reis produziert Japan sogar einen kleinen Überschuss, importiert allerdings große Mengen Weizen und Soja, vor allem aus den USA.
 
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Abb. 3: Ein Großteil der Landfläche ist landwirtschaftlich nicht nutzbar.
 
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fischerei als wichtige Proteinquelle staatlich gefördert. Deshalb wurde Japan gegen Mitte des 20. Jahrhunderts das Land mit den weltweit höchsten Fangmengen. Danach wurden die Fischbestände infolge Überfischung knapper, doch noch heute zählt Japan zu den fünf größten Fischfangnationen. Internationale Kritik richtet sich gegen Japans Raubfischerei, vor allem auch auf einige vom Aussterben bedrohte Wale.
 
Bodenschätze, Energie
Auch bei der Energieversorgung ist Japan nicht autark: es besitzt keine eigenen Ölvorkommen. Nach den Ölkrisen in den 1970er Jahren gab es Bestrebungen, Japans Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Vor allem durch den Ausbau der Kernenergie ist der Anteil des Öls an der Gesamtenergieversorgung von über 75 % auf unter 60 % gesunken - eine Entwicklung, die durch die Atomkatastrophe von Fukushima (2011) einen Rückschlag erlitten hat.
 
Bezüglich Bodenschätze kann Japan nur bei Gold, Magnesium, und Silber die eigene Nachfrage befriedigen und ist bei vielen anderen Ressourcen von Importen abhängig.
 
 
 
Quellen:
 
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 11, Dr. Roland GmbH, Auflage 12/2015, Wien
https://pixabay.com/de/japan-tokio-wolkenkratzer-gebäude-217878/ (18.11.2016)
https://pixabay.com/de/shibuya-kreuzung-tokio-japan-asien-923000/ (18.11.2016)
https://pixabay.com/de/japan-kumamoto-aso-grass-chisato-630465/ (18.11.2016)