Theorie:

Die einzelnen Friedensverträge hatten nicht nur für Deutschland vielseitige territoriale, militärische und wirtschaftliche Bestimmungen, sondern auch für die anderen Unterlegenen des Ersten Weltkriegs Österreich, Ungarn, Bulgarien und die Türkei.
 
Territoriale Bestimmungen des Friedens von St. Germain mit Österreich
 
• Auflösung der Vielvölkermonarchie und Anerkennung der Nachfolgestaaten Ungarn, Tschechoslowakei, Jugoslawien und Polen
• Abtretung von Südtirol, Istrien, Triest und des Kanaltales an Italien
• Abtretung von südsteirischen und kärntnerischen Gebieten an Jugoslawien
• Abtretung kleinerer Gebiete im nördlichen Niederösterreich an die Tschechoslowakei
 Erwerb (!) der deutschsprachigen Gebiete Westungarns, aus denen später das Burgenland gebildet wurde.
• Verbot eines Anschlusses an Deutschland
 
 
Militärische Bestimmungen des Friedens von St. Germain
 
Abrüstung bis auf 30.000 Mann Berufssoldaten
Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht
Verbot von See- und Luftstreitkräften
 
 
Wirtschaftliche Bestimmungen des Friedens von St. Germain
 
Auch Österreich wurde zur Zahlung von Reparationen verpflichtet; auf Grund der geschwächten Wirtschaftskraft des Landes wurde diese Forderung jedoch nie eingetrieben.
  
  
Der Friede von Trianon mit Ungarn
 
• Abtretung von rund 70 % (!) des Territoriums an die Tschechoslowakei, Jugoslawien, Rumänien und Österreich. Übrig blieb im Wesentlichen nur das rein magyarische Siedlungsgebiet; dagegen lagen von nun an starke ungarische Sprachinseln im Ausland (z. B. Siebenbürgen in Rumänien, Slowakei in der Tschechoslowakei)
• Abrüstung bis auf 35.000 Soldaten
 

Der Friede von Neuilly mit Bulgarien
• Abtretung von Gebieten an Griechenland; Bulgarien verlor dadurch seinen Zugang zum Mittelmeer
• Abrüstung bis auf 20.000 Soldaten
 
 
Der Friede von Sèvres mit der Türkei
• Verlust der arabischen Gebiete
• Abtretung der ägäischen Inseln an Griechenland
 
Für Österreich eine wichtige territoriale Bestimmung war die Verpflichtung zum Ankauf des Burgenlands. Durch die Grenzziehungen sah sich Ungarn damit konfrontiert, dass es große plötzlich große ungarische Sprachinseln im Ausland gab.
 
Quellen:
Roland, Peter: GESCHICHTE. Lehrbrief. Wien: Dr. Roland GmbH, 2015, 9. Auflage